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Vorzeitiger Samenerguss (ejaculatio praecox)

Was  genau ist ein vorzeitiger Samenerguss?

In vielen Kulturen ist der schnelle Samenerguss ein Zeichen von Potenz, während bei uns, durch die neuen sexuellen Mythen und die Zerrbilder der Pornoindustrie, vom Mann eine kaum erfüllbare Kontrollfähigkeit über seinen Samenerguss abverlangt wird.
Die NORMALE Ejakulationszeit beträgt in unsern Breiten zwischen 3 – 6 Minuten und sehr lange Ejakulationszeiten zwischen 5 – 25 Minuten.
Nicht vergessen! Für eine Frau besteht Sexualität nicht nur aus Eindringend es Penis in die Scheide und Ejakulationskontrolle, sondern aus entspanntem Einstimmen, schon vor dem eigentlichen Sexspiel und (!) aus der Zeit nach dem Orgasmus.
Derzeit geltende Definition :

Vorzeitige Ejakulation     
Bei beinahe jedem GV
bei (beinahe) jeder Frau
ab dem ersten GV
meistens (90%)
innerhalb von 30 – 60 sec
bzw. innerhalb 1 – 2 min (10%)
Unfähigkeit den Samenerguss selbst zu steuern

(Nach M D Waldinger, Adv. Psychosom. Med., 2008)

Formen des vorzeitigen Samenergusses
1. primärer Samenerguss:
besteht seit dem ersten sexuellen Kontakt. 

2. erworbener Samenerguss:
tritt erst nach einer Zeit der normalen Sexualität in einem späteren Lebensabschnitt auf.


3. natürliche Variante:
der vorzeitige Samenerguss tritt unregelmäßig auf, verminderte Fähigkeit den Samenerguss hinauszuzögern, die Zeit vom Eindringen in die Vagina bis zum Samenerguss (IELT) ca. 1,5 bis Minuten oder mehr

4. vorzeitiger Samenerguss ähnliche Ejakulationsstörung :
subjektives Gefühl keine Kontrolle über die Ejakulation zu haben.
Sorge vorzeitig zu kommen.
Ejakulation nach 5 – 25 Minuten
Trotz der langen Zeitspanne das Gefühl keine Kontrolle im gewünschten Augenblick zu haben

Ursachen des vorzeitigen Samenergusses
Bis vor kurzem waren sich alle “Fachleute” darüber einig, dass die Ursache im psychischen Bereich zu finden ist. Durch die vermehrte Forschung auf diesem Gebiet zeigte sich aber, dass mehrere Ursachen in Frage kommen können.

Diskutiert wird beim primären Samenerguss:
eine hochsensible Eichel, die bei Kontakt mit der Scheide stärker gereizt wird, als bei einem normalen Mann
Ungleichgewicht eines “Botenstoffes” (Serotonin) im Gehirn 

beim sekundären Samenerguss:
gestörte Regulierung der Sexualfunktion im Gehirn
Prostataerkrankung
Schilddrüsenerkrankung 

Aber auch das, was bisher unter psychische Ursache gereiht wurde, stellt sich in sehr vielen Fällen bei näherer Betrachtung als zu starke Aktivierung des “Stressnerves” (Sympathikusnerv) heraus. 
Der „Stressnerv“ ist am Ejakulationsreflex beteiligt.

Betroffen sind in diesem Fall viele Männer, die:
sehr früh gelernt haben, sich möglichst schnell und unauffällig selbst zu befriedigen und dabei ständig Angst hatten, von jemanden überrascht zu werden
sexuell unerfahren und verschüchtert sind
alles besonders gut machen wollen
sich ständig überkritisch selbst beobachten
Angst haben als Liebhaber zu versagen
nach ersten “Versagenserlebnissen”, von ihrer Partnerin verletzende Bemerkungen hören mussten
stark bemüht sind, der Frau alles recht zu machen und dadurch ganz den Kontakt zum eigenen Körper und zu den Erregungsempfindungen verlieren 

Man merkt es schon beim Durchlesen, diese Männer können Sexualität nicht mehr entspannt und unbeschwert genießen.

Therapie des vorzeitigen Samenergusses
Gerade weil es nicht EINE Ursache für den vorzeitigen Samenerguss gibt, achten Sie darauf, dass der behandelnde Arzt sich Zeit für ein ausführliches Gespräch nimmt. Es gilt herauszufinden wie lange denn Ihre Ejakulationszeit wirklich ist und ob Sie jedes Mal keine Kontrolle haben das bei jeder Frau so ist ob Sie zwar lange können, aber nicht bis zum Orgasmus der Partnerin „durchhalten“ und so glauben zu früh zu kommen
eine verstärkte Aktivierung des Stressnerves vorliegt
eine hochsensible Eichel
eine gestörte Regulierung der Sexualfunktion im Gehirn der Grund sein könnte
eine Prostata – oder Schilddrüsenerkrankung vorliegt
Überschneidungen können möglich zu sein.

Der Therapieerfolg ist umso größer, je genauer die Ursachen einzuschränken sind!

Therapie bei verstärkter Aktivierung des Stressnerves
Nicht medikamentöse Therapie

Für sich alleine
Es ist zwar sehr gut, wenn es Ihnen wichtig ist Ihrer Partnerin im Bett Freude zu bereiten, aber bedenken Sie,  dass Sexualität Genuss, Entspannung, Loslassen, sich in seiner Haut wohl fühlen und sich spüren bedeutet und aufbauend auf dieses eigene Körpergefühl, sich mit seiner Partnerin auf ein sexuelles Spiel einzulassen.

AB JETZT:
Ein kleiner  Schritt mit sexueller Erregung anders umzugehen  und so den Entspannungs-, statt den Stressnerv zu aktivieren.

Versuchen Sie sich in einer anderen Form selbst zu befriedigen. Lassen Sie sich Zeit. Verabschieden Sie sich von der gewohnten Form ganz gezielt und schnell den Orgasmus zu erreichen. Schließen Sie auch den Rest Ihres Körpers in Ihre Berührungen mit ein. Versuchen Sie mindestens 5 mal Ihre ansteigende Erregung zu unterbrechen, indem Sie zwischendurch weniger sinnliche Körperteile berühren und genießen Sie diese Tal-Phasen der Erregung bei der Selbstbefriedigung (Aktivierung des Entspannungsnerves!). Kehren Sie dann wieder zur gezielten Stimulierung zurück. Nach einem 5-maligen Wechsel von Erregung und Entspannung schenken Sie sich den Höhepunkt.

In der Partnerschaft
Schlafen Sie nicht unter Anspannung mit Ihrer Partnerin!
Finden Sie heraus, was Sie in der Gegenwart Ihrer Partnerin nervös macht, anspannt oder bewirkt, dass Sie sich vermehrt selbst beobachten. 
Versuchen Sie mit Ihrer Partnerin darüber zu reden. 
Wenn Ihre Partnerin findet, dass die sexuelle Störung alleine Ihr Problem ist, dann weisen Sie sie darauf hin, dass die Störung natürlich starke Auswirkungen auch auf die Sexualität Ihrer Partnerin hat und deswegen nur das Paar zusammen dieses Problem überwinden kann.
Falls der vorzeitige Samenerguss schon jede normale sexuelle Annäherung verhindert, dann sollten Sie mit Hilfe einer Sexualtherapie dieses Muster unterbrechen. Im Rahmen der Sexualtherapie lernen Sie wieder eine neue, entspannte und befriedigende Sexualität aufzubauen.
Therapeutische Möglichkeiten bei vorzeitigem Samenerguss:

Medikamentöse:

Weltweit ist seit 1. Mai 2009 das erste Medikament zugelassen: Dapoxetin (Priligy)

Dieses Medikament kann nur gegen ärztliche Verschreibung in der Apotheke erworben werden

Das Medikament

erhöht im Gehirn der Botenstoff Serotonin und verzögert dadurch die Zeit bis zum Samenerguss um das 3-4,5 fache;
ist in der Dosis 30 und 60mg erhältlich;
sollte 1 bis 3 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr und nicht öfters als 1x pro 24 Stunden eingenommen werden.

Nach einer Stunde ist maximale Konzentration der Substanz im Körper erreicht.


Unerwünschte Nebenwirkungen:

Um unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel zu verhindern empfiehlt es sich mit der niedrigen Dosis einzusteigen, um so dem Körper zu helfen mit der neuen Substanz vertraut zu werden.  
Erstaunlicherweise wird im Beipack übergroß auf die Möglichkeit einer Ohnmacht hingewiesen. Diese fand bei der Dosis 30mg allerdings nur bei 0,06 % statt und bei der Dosis 60mg 0,23%

Wahrscheinlichkeit der Durchschnittsbevölkerung 1 x  im Leben ohnmächtig zu werden liegt laut Center of disease control (USA) bei den Frauen bei 3,5%
bei den Männern bei 3%. Am  häufigsten sind im normalen Leben so genannte vasovagale Synkopen (Kreislaufstörung, verbunden mit einer Ohnmacht beziehungsweise kurzzeitigen Bewusstlosigkeit) (Auslöser Angst oder Schmerz).

Also sollten eher Personen, die von sich wissen, dass sie zu Kreislaufstörungen neigen achtsam sei. 

Nehmen Sie das Medikament einfach sicherheitshalber, wie empfohlen,  mit einem Glas Wasser ein & kombinieren Sie es nicht mit Alkohol, weil das den Blutdruck zusätzlich senken kann.

Bei Schwindelgefühl einfach sitzen oder liegen zu bleiben. Es kann einem dann nichts passieren!

Gegenanzeige
Sie dürfen das Medikament nicht einnehmen wenn Sie
Probleme mit dem Herzen haben, wie z.B. Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen… jemals an einer der folgenden psychiatrischen Erkrankung gelitten haben/leiden:
 – Depression
 – Manie
 – Bipolare Störungen (schwere Stimmungsschwankungen zwischen Manie und Depression)
 – Schizophrenie
an Epilepsie leiden
an Nierenproblemen leiden
PatientIN mit HIV sind
PatientIN mit chronischen Schmerzen sind
zu Blutungs-und Blutgerinnungsprobleme, Schwindelanfällen, wegen niederem Blutdruck neigen
Drogen wie Ecstasy und LSD und Betäubungsmittel oder Benzodiazepine einnehmen
Medikamentenkombinationen:

Prinzipiell sollten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit IhreÄrztIn/Ihren Arzt über JEDES Medikament, das Sie einnehmen informieren.

Vertragen sich Potenzmittel und Dapoxetin?

Beide Medikamente
Verwenden bei deren Abbau dieselben Enzyme
Haben einen Einfluss auf den Kreislauf


Um die Wechselwirkung der beiden Medikamente aufeinander zu testen wurde eine eigene Studie durchgeführt.
Folgende Empfehlung ergibt sich aus den Daten

Potenzmedikamente sollten VOR  Dapoxetin eingenommen werden.

Einnahmezeitpukt: nach der jeweiligen Fachinformation
Sildenafil  (Viagra): 1 Stunde vorher
Tadalafil (Cialis): mind 30 min vorher
Vardenafil (Levitra): 25 -60 min vorher


Vertragen sich andere Medikamente und Dapoxetin?

Dapoxetin
Musste in vielen Studien beweisen, dass es ein gut verträgliches und sicheres Medikament ist;
Wie jedes andere Medikament verträgt es bestimmte Kombinationen NICHT

Da nur Ihre Ärztin/Ihr Arzt und ApothekerIn weiß, mit welchen anderen Medikamenten Dapoxetin kombiniert werden kann, empfehlen wir DRINGEND  – zu Ihrer Sicherheit – KEINE eigenmächtige Experimente durchzuführen.
Bisherige medikamentöse Therapiemöglichkeiten bei vorzeitigem Samenerguss:


1. Antidepressiva: SSRI (Serotoninwiederaufnahme Hemmer)
Therapie bei Ungleichgewicht des “Botenstoffes” (Serotonin) im Gehirn
Zufällig entdeckte man bei der Therapie der Depression mit Medikamenten, die den Serotoninspiegel regulierten (SSRI), als “unerwünschte” Nebenwirkung, dass die Patienten große Schwierigkeiten hatten einen Orgasmus zu erreichen.
Diese Tatsache wurde bis zur Zulassung des  neuen Medikamentes gegen vorzeitigen Samenerguss bewusst genutzt, um den vorzeitigen Samenerguss zu behandeln.

Medikamenteneinnahme
Der Patient erhielt ein Antidepressivum 1 mal täglich über einen längeren Zeitabschnitt (die empfohlen Zeitspanne der Medikamenteneinnahmen ist unterschiedlich, von 2 Wochen bis zu 3 Monaten), danach wurde das Antidepressivum nur noch bei Bedarf 4 – 6 Stunden vor einem möglichen Geschlechtsverkehr eingenommen.

Die Schwierigkeit bei der Einstellung des Patienten auf dieses Medikament war, dass
die Wirkung erst nach einiger Zeit eintrat, was das Paar sehr verunsicherte
nach einer längeren Einnahme eine Umstellung auf bei Bedarf erfolgen musste, um nicht andere Sexualstörungen durch das Medikament auszulösen
nicht immer gleich das passende Medikament gefunden wurde
die Spontanität eingeschränkt war

2. Schmerzmittel: Tramadol Hydrochlorid

Es handelt sich bei diesem Medikament um eine Substanz, die an den Opioid – und Serotoninrezeptoren der Gehirns andockt und so  Schmerzen lindert und als „Nebenprodukt“ den Samenerguss hinauszögert
Auch bei diesem Medikament entdeckte man den positiven Effekt auf die Ejakulationszeit zufällig
Derzeit laufen einige vielversprechende Studien zu diesem Medikament.
Dabei wird das Medikament  1-2 Stunden vor den Geschlechtsverkehr eingenommen.
Getestet werden die Dosis  25 und 50mg.

Bitte weiterlesen: SexMedPedia