Presseinformation: Modetrend - sexuelle Verstümmelung

Wien. Während die Aufklärungskampagnen gegen die Genitalverstümmelung erste Wirkung zeigen, hat die westliche Welt ein neuer Modetrend erreicht, den Dr. Elia Bragagna und Univ. Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger als „sexuelle Selbstverstümmelung“ bezeichnen. Auf Wunsch von Patientinnen werden von Ärzten z.B. Schamlippen verkleinert oder aufgepolstert, die Klitoris modelliert, der Scheideneingang gestrafft und die Scheide verengt. Hintergrund der auch in Österreich zunehmend durchgeführten Eingriffe ist nicht etwa medizinische Notwendigkeit. In einschlägigen Patienteninformationen wird „wiedererlangtes Selbstwertgefühl“ und „gesteigerte Lebensqualität“ durch vermeintlich jugendlich wirkende, attraktive Genitale in Aussicht gestellt.

Sie sollen in Form und Größe einem virtuellen, von Mode und Funktionalität vorgegebenen Schönheitsideal entsprechen. Nicht erwähnt wird, dass jeder chirurgische Eingriff im Genitalbereich auch das Risiko birgt, die Sexualität stark zu beeinträchtigen. „Als plastische Chirurgin stehe ich Korrekturen im Genitalbereich sehr kritisch gegenüber, da sicher die Nachteile solcher Operationen die Vorteile überwiegen“, meint die Univ. Prof. Dr. Maria Deutringer Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie. „Es kann nämlich zum Verlust des Hautempfindens, zu Narbenschmerzen und narbiger Verziehung der Urethralöffnung kommen, mit Beeinträchtigung des Harnflusses“, erläutert Dr. Maria Deutringer weiter.

Schmerzende Narben, durchtrennte Nerven und Gefäße können die feinen Strukturen zerstören, die zwar für das Lustempfinden der Frau wichtig, in ihrer Bedeutung aber Frauen wie operierenden Ärzten häufig unbekannt sind. „Die Wissenschaft um weibliche Sexualität ist in vielerlei Hinsicht Neuland und liegt im Vergleich zur männlichen Sexualität etwa 15 Jahre zurück“, so Dr. Elia Bragagna.

„Ein chirurgischer Eingriff im Genitalbereich verlangt ein besonderes Maß an Verantwortung gegenüber der Patientin. Die plastischen Chirurgen sind mit dieser Situation vertraut, da für die Operation der Brustwarze, das so genannte Spenderareal auch z.B. auch aus der kleinen Schamlippe verwendet werden kann.“, erläutert Dr. Boris Todoroff als Sprecher der plastischen Chirurgen der österreichischen Ärztekammer.

Gesundheits- und Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely begrüßt diese Initiative ausdrücklich: “Dem aufgezeigten Trend ist mit aller Vehemenz entgegen zu treten. Mein Appell richtet sich an Frauen und Mädchen, sich diesen gefährlichen und frauenfeindlichen Tendenzen zu widersetzen. Ich appelliere aber auch und vor allem an das Verantwortungsbewusstsein der Ärztinnen und Ärzte: Aus der medial geschürten Unzufriedenheit von Frauen und Mädchen mit ihren Körpern darf kein Kapital geschlagen werden.”

„Nach dem für die Frauen und ihr natürliches, weibliches Selbstbewusstsein ungesunden Trend eines virtuellen, künstlichen äußeren Schönheitsideals, macht diese schädliche Entwicklung nicht einmal mehr vor der innersten Intimzone Halt. Dabei laufen die Frauen Gefahr, von einer selbstbewussten und selbstbestimmten Persönlichkeit zu einem fremdgestylten “Produkt” zu werden“. Reüsiert Univ.Prof.Dr. Beate Wimmer-Puchinger.
Frauen sind meistens nicht genügend darüber aufgeklärt, dass und wie sich ihre Genitale im Laufe des Lebens ganz normal verändern, so dass die individuelle Entwicklung tatsächlich zur Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls führen kann. Mit verstärkter Information und Aufklärung von Frauen und ÄrztInnen wollen Dr. Elia Bragagna und Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger den Trend stoppen.

Dr. Elia Bragagna
Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Sexualmedizin – ASSM

Univ. Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger
Klinische und Gesundheitspsychologin
Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien

Rückfragehinweis

Ingolf Sonnleitner
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Publiziert am 2007-09-28